War es nicht ein Tag der Verzweiflung?

Ein Tag der Ratlosigkeit?

Der Angriff auf New York, auf USA.

Osama bin Ladens El Kaida hat die Attentate des 11. September 2001 geplant und von 19 islamistischen Terroristen ausführen lassen - diese Darstellung glauben nicht alle. Seit den Anschlägen halten sich auch alternative Theorien, die von einer ganz anderen Verschwörung ausgehen.

Auch in Deutschland hat sich geradezu ein Club von Autoren aller Couleur gebildet, die mit mehr oder minder plausibler Argumentation ihre Thesen verbreiten. Prominentester Vertreter ist der frühere Bundesforschungsminister Andreas von Bülow ("Ferngesteuerte Flugzeuge trafen ihre Ziele, gelenkt von Agenten der Geheimdienste"), hinzu kommen der ehemalige Redakteur der 'tageszeitung', Mathias Bröckers ("Sechs der Selbstmordattentäter sind noch am Leben"), und der Fernsehautor Gerhard Wisnewski ("Die Türme des WTC wurden gezielt gesprengt").

Eigenrecherche vor Ort ist selten, meistens geht der Bezug auf Quellen im Internet, hinzu kommt das Zitieren renommierter Autoren und Forscher. Zumindest Bröckers müsste nach 31 Auflagen aber über die finanziellen Mittel verfügen, vor Ort nachzuschauen. Wisnewski hat das für eine Fernsehdokumentation des WDR getan, wurde dann vom NDR-Magazin 'Panorama' als Spinner abgetan. Auf seiner Website wehrt sich Wisnewski gegen das Wechselspiel der öffentlich-rechtlichen Anstalten, und verwahrt sich etwa, mit Horst Mahler in einen Topf geworfen zu werden, wie es auch Bröckers auf seiner Homepage tut.

Denn Mahler, RAF-Gründungsmitglied und inzwischen Anwalt der rechtsextremen NPD, hat in seine Äußerungen zum 11.9. stark antisemitische Zutaten verquirlt. Er behauptet, alle Juden im WTC seien gewarnt worden und schließt aus seinem eigenen System heraus auf eine jüdische Verschwörung, deren Eliten die USA längst unterwandert hätten. Mahler handelt zudem nach dem Prinzip 'Was stört mich mein Geschwätz von gestern'. Neun Tage nach den Anschlägen hatte er diese noch als "rechtens" befürwortet. Im folgenden Prozess wurde er im März 2003 zu 7.200 Euro Geldstrafe verurteilt. In der Verhandlung argumentierte Mahler, die Anschläge seien eine Geheimdienstoperation gewesen.

Ähnliches sagt auch von Bülow (Bild). Der ehemalige SPD-Bundesminister hat seit seiner Tätigkeit im Schalck-Golodkowski-Untersuchungsausschuss des Bundestages ein Faible für das Wirken der Geheimdienste entwickelt, auf deren Strippenziehen er sich nun auch beruft. Das Feld ist weit und dankbar: Geheimdienste arbeiten im Verborgenen, man kann ihnen alles mögliche unterstellen, und alles mögliche kann wahr oder falsch sein. Sicher ist nur eines: Die Bücher verkaufen sich wie warme Semmeln.

Die Zusammenhänge in diesen Theorien sind oft eine Frage der Interpretation. Oft sind sie auch eine Frage des "So hätte es sein können". Technisch machbar wäre beispielsweise eine Fernsteuerung der vier Flugzeuge, die zu Bomben wurden. Zusätzlich zu den Einschlägen im World Trade Center, da sind sich von Bülow und Wisnewski einig, seien die beiden Türme kontrolliert gesprengt worden, weil die Statik der Türme den Flugzeugen hätte standhalten müssen. Und apropos Flugzeuge: Manche sagen, die verhältnismäßig geringen Schäden am Pentagon deuteten auf den Treffer einer Rakete statt einer Boeing hin, andere verweisen darauf, im Krater von Shanksville seien überhaupt keine Flugzeugtrümmer gefunden worden.

Zu denken gibt einiges: Der 11. September ist viel mit Pearl Harbor verglichen worden, US-Präsident Bush schrieb am Abend des Tages in sein Tagebuch: "Dies ist das Pearl Harbor' des 21. Jahrhunderts." Erst nach Öffnen der Archive erfuhr die Öffentlichkeit: US-Präsident Roosevelt wusste 1941 aus Geheimdienstquellen von dem geplanten Angriff der Japaner und nahm ihn hin, um den seit 1940 geplanten Kriegseintritt der USA seinem Volk zu "verkaufen". 2001, so die Theoretiker, geschah dasselbe: Die US-Regierung hatte über ihre Geheimdienste zumindest ein Vorwissen und nahm die Anschläge in Kauf. Mitglieder der amtierenden US-Regierung haben schon vor Jahren ein "neues Pearl Harbor" gefordert, um die amerikanische Machtstellung zu festigen. Und die Aufklärung vieler Details wird offensichtlich von offiziellen Stellen in den USA behindert oder blockiert. Warum?

- 3056 Menschen ließen nach jüngsten Behördenangaben bei den Anschlägen ihr Leben. In den beiden Türmen des World Trade Centers (WTC) in New York starben allein 2823 Menschen, darunter 343 Feuerwehrleute und die 157 Insassen der beiden Flugzeuge. Nur 1215 der Opfer in New York konnten identifiziert werden.

- 189 Menschen starben in Arlington bei Washington, als die Entführer die dritte Maschine in das Verteidigungsministerium lenkten.

- Alle 44 Insassen des vierten gekaperten Flugzeugs kamen beim Absturz bei Pittsburgh (Pennsylvania) ums Leben. Insgesamt wurden alle 265 Menschen in den vier Maschinen getötet, darunter die 19 Terroristen.

- Allein der direkte wirtschaftliche Schaden der Anschläge in New York beträgt nach Expertenschätzungen über 40 Milliarden Dollar (43,8 Milliarden Euro). Die Zerstörung des WTC wurde zum größten Versicherungsfall der Geschichte. Die 1,8 Millionen Tonnen Trümmerschutt des World Trade Centers wurden in 262 Tagen abtransportiert.